Bergschaf – Bayerische Ramsnase mit Schlappohren
Dass das Bergschaf ursprünglich vom norditalienischen schweren Hängeohrschaf abstammt, ist nicht schwer nachzuvollziehen – seine Schlappohren sind auch heute noch unübersehbar. Von Norditalien aus kam es über Kärnten, die Steiermark, Salzburg und Tirol schließlich nach Deutschland in die bayerische Alpenregion. Bayern ist auch heute noch das Hauptverbreitungsgebiet, das Bergschaf ist mittlerweile aber auch in anderen Landesteilen Deutschlands zu Hause. In den Beschreibungen stets genannt wird der ramsnasige Kopf, das heißt die starke Wölbung des Kopfes nach außen (englisch: ram = Widder).
Weitere Kennzeichen: Geländegängig, fällt gern mal aus der Rolle
Viel Regen macht dem Bergschaf nichts aus. In Kombination mit seiner hohen Steig- und Trittsicherheit (kräftige Beine und harte Klauen) ist es bestens für die alpine Bergwelt ausgerüstet. Was in den Alpen taugt, geht auch in anderen widrigen Gegenden, längst hat man sich die Geländegängigkeit des Schafes auch in den Mittelgebirgen zu eigen gemacht. Auf Steilhängen, die selbst angepasste Rinder wie die Vorderwälder oder Hinterwälder aus dem Schwarzwald nicht mehr bewältigen, findet das Bergschaf immer noch sicheren Halt. Für die Offenhaltung schwer zugänglicher Lagen sind sie also fast schon ein Muss.
Bemerkenswert ist seine Gebärfähigkeit: Das Bergschaf gilt als frühreif und fruchtbar und ist außerdem das ganze Jahr über paarungsbereit – im Schafjargon nennt man das asaisonales Brunstverhalten. Nicht nur die Lämmer wachsen schnell und gewinnen täglich an Gewicht, auch das Fell der Schafe ist üppig – sodass es gleich zwei Mal im Jahr, im Frühling und Herbst geschoren wird.
Alles in allem ist das Bergschaf also wirklich ein besonderes Schaf, das durchaus aus der Wolle, nein Rolle fällt. Trotzdem – oder genau deswegen ist es vom Aussterben bedroht, es ist einfach nicht so praktisch wie konventionelle Schafe.
Reine Woll-Lust? Leider nicht
Sowohl das braune als auch das weiße Bergschaf (genauso wie das schwarze und gescheckte) stehen auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH). In Kategorie II eingestuft, gelten sie als stark gefährdet. Auch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) listet die Tiere auf seiner Roten Liste einheimischer Nutztierrassen.
Besonders schwer hat es das braune Bergschaf. War früher seine dunkle Wolle für Janker und Lodenmäntel begehrt, weil man sie nicht extra einfärben musste, wurde ihm genau das später zum Verhängnis: weiße Wolle lässt sich viel leichter in alle möglichen bunten Farben einfärben. Außerdem kam nach dem zweiten Weltkrieg die traditionelle Loden-Bekleidung erstmal aus der Mode, braune und gescheckte Bergschafe wurden kastriert oder getötet.
Wagyu im Schafspelz
Heute weiß man weißes und braunes Bergschaf wieder zu schätzen, die Populationszahlen erholen sich langsam wieder. Dabei geht es nicht nur um die Qualität der Wolle, sondern auch um die des Fleisches. Der Körper der Schafe gilt als gut bemuskelt. Ähnlich wie beim Wagyu Rind weist das Schaf intrazelluläres Fett auf und ist damit besonders zart und schmackhaft. Die Tiere neigen kaum zur Verfettung, bieten also bestes Lammfleisch.
Wer das Fleisch von Bergschafen isst, trägt also zum Erhalt der Rasse bei. Denn nur wenn die Nachfrage steigt, werden die Tiere wieder vermehrt gezüchtet.